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26.09.2023
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Retterin aus Seenot: Mein Besuch auf der Humanity 1

Als 2013 über 300 Menschen vor Lampedusa ertranken, war das Entsetzen in der EU groß: „So eine Tragödie darf nie wieder vor einer europäischen Küste passieren“, hieß es damals. Zehn Jahre später steht die italienische Insel wieder im Rampenlicht, weil sie die Menge der ankommenden Geflüchteten nicht mehr versorgen kann. Gleichzeitig ertrinken im Mittelmeer jeden Monat etwa 200 Menschen. Die einzigen Retterinnen aus Seenot sind Schiffe der Zivilgesellschaft. Eines davon, die Humanity 1, durfte ich besuchen.

Die Menschlichkeit macht gerade Pause. Das Seenotrettungsschiff Humanity 1 liegt im Hafen von Syrakus auf Sizilien vor Anker. Dort, wo Europa endet und auf der anderen Seite des Mittelmeers Afrika beginnt, ist das Schiff der deutschen Nichtregierungsorganisation SOS Humanity als Lebensretterin unterwegs. Seit August 2022 kommt die Crew in Seenot geratenen Geflüchteten zu Hilfe: 1.608 Männer, Frauen und Kinder hat sie dabei in ihren Einsätzen bereits aus gekenterten Schlauchbooten, lecken Fischerkähnen oder anderen fahruntüchtigen Gefährten an Bord genommen.

Heute bin ich auf der Humanity 1 zu Gast. Zwei Tage lang lerne ich die Crew und ihre Arbeit kennen. Und bin am Ende nicht nur vom beständigen Rollen und Schaukeln des Schiffes ganz schön bewegt.

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 Humanity 1, Katrin Weidemann auf dem Schiff.
Schiffsbesichtigung im Hafen von Syrakus (Quelle: Kindernothilfe)
 Humanity 1, Katrin Weidemann auf dem Schiff.
Schiffsbesichtigung im Hafen von Syrakus (Quelle: Kindernothilfe)

Vor allem nachts im Einsatz

Till Rummenhohl ist seit acht Jahren in der zivilen Seenotrettung aktiv, seit 2022 Geschäftsführer von SOS Humanity. Zusammen mit Kapitän Josh führt er mich über das 60 Meter lange ehemalige Forschungsschiff. „Die meisten Flüchtlingsboote starten bei Sonnenuntergang“ erzählt er. „Deshalb finden auch die meisten Bergungen nachts statt.“ Bergungen im Dunkeln, bei starker Dünung, sind nicht ungefährlich. Doch die meisten Boote sind manövrierunfähig, völlig überladen, mit leerem Tank. Für ihre Insassen kommt die Bergung in buchstäblich letzter Minute.

Wenn der Wachposten an Bord ein Boot in Seenot entdeckt, muss es darum schnell gehen. Mit dem schiffseigenen Kran werden die zwei RHIBs, schnelle Festrumpfschlauchboote, ins Wasser gelassen. Mit ihnen macht sich ein Rettungsteam dann auf den Weg, sichtet die Lage, nimmt Kontakt auf. „Die Aufregung ist meist groß und unsere Teammitglieder versuchen in verschiedenen Sprachen, die Bootsinsassen zu beruhigen.“

Im Fall von Seenot muss jeder Handgriff sitzen

Rettung von Leben ist das oberste Gebot. Darum werfen die Seenotretter als erstes Westen hinüber, bringen dann mit einem der RHIBs die ersten Menschen zur Humanity 1, während das zweite RHIB vor Ort aufpasst, dass niemand ins Wasser fällt.

 
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Über die Autorin

Porträtfoto von Katrin Weidemann (Quelle: Kindernothilfe / Studio Hirsch)
Katrin Weidemann
ist seit 2014 Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe. Mit ihren Blog-Beiträgen gibt sie persönliche Einblicke in ihre Arbeit.

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