Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

WAZ-Leserinnen und -Leser spenden 262.269 Euro
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WAZ-Weihnachtsaktion: Die ukrainischen Kinder sagen Danke!

Text: Annika Fischer, Fotos: Jakob Studnar/Kindernothilfe

Ruhrgebiet. Nach fast zwei Jahren Krieg sammelt die WAZ erneut Geld für die Kinder der Ukraine. WAZ-Leserinnen und -Leser spenden 262.269 Euro.

Wohin soll man gerade schauen in der Welt? So viele Krisen, so viel Krieg, und der in der Ukraine wütet nach bald zwei Jahren immer noch. WAZ und Kindernothilfe haben deshalb entschieden, die traditionelle gemeinsame Weihnachtsspendenaktion ein zweites Mal jenen Kindern zu widmen, die unter den fortwährenden russischen Angriffen auf ihr Zuhause leiden.

Noch einmal haben wir sie an ihren nächsten Zufluchtsorten, in Rumänien und der Republik Moldau besucht: Kinder, die mit ihren Müttern so gerade eben die nächste rettende Grenze erreicht und dahinter freundliche Menschen getroffen haben, die ihnen helfen. Wir haben Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ihre Geschichten erzählt, von Angst, Heimweh und Sehnsucht nach den Vätern. Von Schulen, die es nicht mehr gibt, und Jobs, die die Mütter nicht finden. Und auch von Kindern, die in der Ukraine geblieben sind, nun schon den zweiten Kriegswinter.

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Mutter mit Zwillingen auf dem Arm (Foto: Jakob Studnar / Kindernothilfe)
Auf der Flucht geboren: Swetlanas Zwillinge Georgi und Leonid sind jetzt schon fast ein Jahr alt. Ihre Familie aus der Ukraine hat sie noch nie gesehen, die Geschwister wachsen in Bukarest, Rumänien auf (Quelle: Jakob Studnar/Kindernothilfe)
Mutter mit Zwillingen auf dem Arm (Foto: Jakob Studnar / Kindernothilfe)
Auf der Flucht geboren: Swetlanas Zwillinge Georgi und Leonid sind jetzt schon fast ein Jahr alt. Ihre Familie aus der Ukraine hat sie noch nie gesehen, die Geschwister wachsen in Bukarest, Rumänien auf (Quelle: Jakob Studnar/Kindernothilfe)

Und Sie haben sich ein weiteres Mal berühren lassen, bewegen, Ihrerseits zu helfen: 262.269 Euro für die neun Projekte der Kindernothilfe in beiden Ländern und auch der Ukraine selbst sind seit dem ersten Advent zusammengekommen. Wir hatten das kaum zu hoffen gewagt. Allenthalben ging ja die Spendenbereitschaft im vergangenen Jahr zurück, zumal viele Menschen in Zeiten von Inflation und Energiekrise in den eigenen Geldbeutel schauen müssen. Sie aber haben die zurückhaltenden Erwartungen Lügen gestraft, haben wieder großzügig Geld gegeben für die Kinder aus der Ukraine, insgesamt so viel wie selten zuvor bei unseren traditionellen Weihnachtsspenden-Aktionen.

Dafür können wir erneut nur Danke sagen. Und mit den Kindern: Djakuju (ukrainisch)! Spasibo (russisch)! Mulțumesc (rumänisch)!

Auch die Kindernothilfe dankt, im Namen all‘ der Kinder, denen mit Ihren Spenden geholfen werden kann. Die Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann reagiert „sehr dankbar und glücklich über diese erneute Solidaritätsbekundung der Leserinnen und Leser der WAZ für die geflüchteten Familien in Moldau, Rumänien und innerhalb der Ukraine“. Mit den Spendengeldern könne sichergestellt werden, „dass unsere neun Projekte in der Region weiterlaufen, denn ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht“. Sichere Schutzräume, traumatherapeutische Arbeit mit Müttern und Kindern, Lern- und Spielangebote für die Kleinsten, Nahrungsmittel- und Kleidungsgutscheine seien deshalb weiterhin dringend notwendig. „Danke an alle, die unsere Arbeit unterstützen!“

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Mädchen sitzt aus dem Bett und zeigt selbst gemalte Bilder (Foto : Jakob Studnar / Kindernothilfe)
Die siebenjährige Alina landete mit Mama, Oma und Papa in Tudora. Das moldawische Dorf ist von drei Seiten von der Ukraine umgeben. Umso größer ist Alinas Heimweh (Quelle: Jakob Studnar/Kindernothilfe)
Mädchen sitzt aus dem Bett und zeigt selbst gemalte Bilder (Foto : Jakob Studnar / Kindernothilfe)
Die siebenjährige Alina landete mit Mama, Oma und Papa in Tudora. Das moldawische Dorf ist von drei Seiten von der Ukraine umgeben. Umso größer ist Alinas Heimweh (Quelle: Jakob Studnar/Kindernothilfe)
Die gemeinsame Spendenaktion ist damit gewissermaßen „erwachsen“ geworden: Dies war die 18. Sammlung zu Weihnachten, und insgesamt ist inzwischen eine Gesamtsumme von mehr als dreieinhalb Millionen Euro zu verbuchen. Und hier haben Sie in all‘ den Jahren geholfen:

2006: 145.000 Euro für die Kinder aidskranker Mütter im russischen St. Petersburg und für einen Kindergarten.

2007: 105.000 Euro für den Ausbau eines Schutzzentrums für behinderte Kinder in Recife in Brasilien.

2008: 122.000 Euro für den Neubau eines Mädchenwohnheims in Bangladesch. Dort werden junge Mütter aufgefangen, die meist nach Missbrauch ungewollt schwanger und deshalb verstoßen wurden.

2009: 148.000 Euro für ein Projekt in Indien, das jungen Brandopfern nicht nur medizinisch hilft.

2010: 87.000 Euro für arme Menschen in der Provinz Ntchisi im afrikanischen Malawi. Dort baut die Kindernothilfe Schulen und leistet Hilfe zur Selbsthilfe.

2011: 118.500 Euro für misshandelte und missbrauchte Kinder in Guatemala. Ein Projekt unterstützt die Kleinsten mit Therapien, Rechts- und Familienhilfe.
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Drei Mädchen bei dem Besuch einer Schule im Libanon. (Quelle Jakob Studnar)
Glückliche Schulkinder 2015: Syrische Flüchtlinge im Libanon dürfen im neuen Zuhause endlich zur Schule gehen (Quelle: Jakob Studnar/Funke Foto Services)
Drei Mädchen bei dem Besuch einer Schule im Libanon. (Quelle Jakob Studnar)
Glückliche Schulkinder 2015: Syrische Flüchtlinge im Libanon dürfen im neuen Zuhause endlich zur Schule gehen (Quelle: Jakob Studnar/Funke Foto Services)
2012: 100.500 Euro für Selbsthilfegruppen im afrikanischen Ruanda. Frauen lernen dort, ihre Familien selbstständig zu ernähren. Dadurch müssen weniger Kinder arbeiten.

2013: 260.000 Euro für den Wiederaufbau von Schulen und Kinderschutzzentren auf den Philippinen. Nach dem Wirbelsturm „Haiyan“ war dies unsere erste Weihnachtsspenden-Aktion, die unmittelbar nach einer Katastrophe half.

2014: 210.000 Euro für syrische Kinder im Libanon. Mit dem Geld werden Therapien bezahlt, und es wird ein Kinderschutzzentrum finanziert für jene, die es gerade über die Grenze in Sicherheit schaffen.

2015: 236.000 Euro erneut für die syrischen Flüchtlingskinder im Libanon. Hunderten wird damit der Schulbesuch ermöglicht.

2016: 106.000 Euro für Schutzhäuser in Bangalore in Indien. Dort gibt es Therapien, Behandlung und Bildung für Kinder und junge Mädchen, die missbraucht, vergewaltigt oder zur Prostitution gezwungen wurden.

2017: 177.100 Euro für Straßenkinder in der äthiopischen Großstadt Dire Dawa. Mit dem Geld werden sie von der Straße geholt, in Schutzzentren aufgefangen und in die Schule geschickt. Auch Familien bekommen Unterstützung, damit die Kinder nicht arbeiten müssen.
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2018: 129.000 Euro für ein Schutzhaus für Kinder und Jugendliche, die Gewalt erfahren hatten oder davon bedroht waren. Es steht in San Andres in Guatemala.

2019: Über 301.000 Euro für die Kinder der Rohingya. Hunderttausende wurden aus ihrer Heimat Myanmar vertrieben und leben im größten Flüchtlingslager der Welt, in Kutupalong Extension bei der Stadt Cox’s Bazaar in Bangladesch.

2020: 219.000 Euro für Kinder in (fast) aller Welt: Wegen Corona können wir nicht reisen, sondern besuchen Kinder und Projekte der vergangenen Jahre per Internet – und erleben via Videotelefonie, wie ihnen die großzügigen Spenden geholfen haben.

2021: 333.300 Euro für Flüchtlingskinder und ihre Mütter auf der griechischen Insel Lesbos. Obwohl wir wieder wegen Corona eine geplante Reise kurzfristig absagen müssen und nur aus Telefon- und Videogesprächen erzählen können, geben die WAZ-Leserinnen und -leser einen Rekordbetrag. Die Kindernothilfe-Partnerorganisation Lesvos Solidarity baut damit Wohnungen um und im Projekt „Themidos“ ein ganzes Haus. Damit Kinder aus den schrecklichen Flüchtlingslagern weit von der Hauptstadt Mytilini ausziehen und endlich in die Schule gehen können. Damit ihre Mütter arbeiten gehen können und Griechisch lernen und Englisch. Für die kleinen Familien, die oft aus Syrien oder Afghanistan gekommen sind, wird Wohnraum renoviert – in dem keine Angst mehr wohnt.

2022: Mehr als 556.600 Euro für Kinder aus der Ukraine. Absoluter Rekord! Zehn Monate nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine blickten wir das erste Mal auf die Kinder dieses Krieges. Und auf die Arbeit der Kindernothilfe-Partner in der Republik Moldau, in Rumänien und der Ukraine selbst. Die Hilfsorganisation in Duisburg knüpfte im Frühjahr 2022 schnell Kontakte, unterstützt inzwischen neun Projekte in der Region. Aus der Nothilfe der ersten Wochen ist längst eine dauerhafte Flüchtlingsarbeit geworden.
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Das war die Weihnachtsspendenaktion 2023

Etwa sechs Millionen Menschen aus der Ukraine flohen seit Kriegsbeginn aus ihrer Heimat, mehr als 80 Prozent von ihnen Frauen mit ihren Kindern. Viele kehrten wieder zurück, weil sie keinen Ort zum Ankommen fanden. Die, die andere Möglichkeiten nicht hatten, blieben gerade diesseits der nächsten rettenden Grenze: in der Republik Moldau oder Rumänien. Zurzeit sind in beiden Ländern rund 200.000 ukrainische Flüchtlinge registriert.

Noch viel mehr Kinder aber sind in der Ukraine geblieben oder nach langer Flucht wieder da, im Kriegsgebiet. Um sie kümmert sich die Kindernothilfe im eigenen Land, in inzwischen vier Projekten: in Charkiw, Saporischschja, Odessa und Cherson.

Aus der Soforthilfe vor Ort ist längst dauerhafte Unterstützung geworden. Hilfsorganisationen haben gelernt, was auch die Betroffenen erst begreifen mussten: Der Krieg ist nicht morgen vorbei. Die Familien brauchen mehr als Essen und Kleider für den nun schon zweiten Winter. Wohnraum, Schulplätze, Jobs – eine Perspektive.
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Über die Autorin

Portrait Annika Fischer (Quelle: Kai Kitschenberg/ FUNKE Foto Services)
Annika Fischer
Annika Fischer ist Reporterin und war mit der Kindernothilfe seit 2008 in Bangladesch, Guatemala, dem Libanon und Äthiopien.

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