Mehr als 20 Jahre lang hat Khadra Mädchen verstümmelt. Mit einer Rasierklinge und ohne medizinische Ausbildung. „Ich war sehr arm, ungebildet und das war meine Arbeit!“ Mehr als die Hälfte der Einwohner Somalilands sind extrem arm und haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Viel weniger als die Hälfte der Erwachsenen können lesen und schreiben.
Wo Bildung fehlt, ist der Kampf gegen traditionelle Rituale wie dieses besonders schwer – denn Glaubensführer predigen noch heute, Mädchen und junge Frauen zu verstümmeln und zuzunähen sei Gottes Wille. Erst danach seien sie rein und heiratsfähig. Ein Irrglaube mit fatalen Folgen! Weibliche Genitalverstümmlung ist ein Menschenrechtsverstoß, unter dem die Betroffenen ein Leben lang leiden: Schmerzen beim Wasserlassen, bei der Periode und Geburten, die für diese Frauen nicht selten tödlich enden.
Eine Tradition mit verheerenden Auswirkungen
Mehrere hundert Millionen Mädchen und Frauen weltweit sind Opfer weiblicher Genitalverstümmelung (FGM), jedes Jahr kommen Millionen weitere hinzu.
- Die äußeren Geschlechtsorgane werden teilweise oder sogar ganz abgeschnitten.
- Die Betroffenen sind in der Regel noch Kinder: Mädchen, oftmals nicht älter als 14 Jahre.
- Vor allem in einigen Ländern Afrikas ist die Tradition weit verbreitet. Fast alle Frauen in Somalia mussten oder müssen die Tortur über sich ergehen lassen.
Seit Jahren kämpft die Kindernothilfe gegen die unmenschliche und oftmals lebensbedrohliche Tradition. In unseren Projekten stärken wir Mädchen und Frauen in ihren Rechten – etwa darüber, selbst über ihren Körper zu bestimmen. Im Fokus steht dabei Aufklärungsarbeit.
Bewusstsein schaffen: Wir klären Familien, religiöse Führer, Lehrkräfte und Beschneiderinnen über die verheerenden Folgen Weiblicher Genitalverstümmelung auf – etwa durch Schulungen, TV- und Radiospots.
Mädchen und Frauen stärken: Projektmitarbeitende sensibilisieren Mädchen und Frauen sowie ihre Familien und Entscheidungsträger in den Dörfern für grundlegende Rechte wie Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Außerdem bestärken sie Frauen darin, zu Vorbildern für Nachbarn, Freunde und Familie zu werden und sich als Botschafterinnen im Kampf gegen Genitalverstümmelung zu engagieren – indem sie über ihre eigenen, oft schmerzvollen Erfahrungen sprechen und dadurch aufklären.
Bildung als Weg aus der Armut: Wir unterstützen Beschneiderinnen dabei, aus dem blutigen Geschäft auszusteigen und sich eine neue Existenz aufzubauen – zum Beispiel durch Umschulungsangebote wie Nähkurse. In Alphabetisierungskursen lernen die Frauen lesen und schreiben – denn der Zugang zu Informationsangeboten ist Grundvoraussetzung, um aus der Armutsspirale zu entkommen und zu verhindern, dass vermeintlich religiöse Praktiken wie FGM weiter Menschenleben bedrohen!
Durch unsere Projektarbeit konnten wir schon viele Menschen erreichen. Frauen wie Saynab und Khadra machen sich heute unermüdlich gegen Weibliche Genitalverstümmelung in ihrem Heimatland stark – sie sind Kämpferinnen und Vorbilder in ihrem Dorf.